Vermehrt Ärger mit untergeschobenen Stromverträgen

Cold Calls, Haustürbesuche und erschlichene Unterschriften: In der Beratung häufen sich aktuell die Beschwerden über untergeschobene Stromverträge. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt deshalb davor, die Marktlokationsidenfikationsnummer (MaLo-ID) an Unbefugte weiterzugeben. Seit der Einführung des 24-Stunden-Wechsels ist sie von zentraler Bedeutung und ermöglicht einen reibungslosen Anbieterwechsel – aber leider auch: reibungslos einen ungewollten Wechsel.

„In den letzten Monaten verzeichnen wir auffallend viele Beschwerden über untergeschobene Stromverträge“, erklärt René Zietlow-Zahl, Energierechtsexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Betroffene berichten sowohl von Cold Calls als auch von aufdringlichen Vertretern an der Haustür.“ Ihr Ziel sei es unter anderem, an persönliche Daten zu gelangen – auch an die MaLo-ID. „Wir raten daher zu einem besonders sorgsamen Umgang mit dieser Nummer. Sie sollte nur angegeben werden, wenn sicher ist, dass es sich um ein seriöses Angebot handelt und sollte keinesfalls in die Hände Unbefugter gelangen“, warnt Zietlow-Zahl. Mithilfe der MaLo-ID können Versorger bestehende Verträge mit anderen Versorgern im Wege des automatisierten Wechselprozesses kündigen. Und das geht auch unbemerkt – hinter dem Rücken der Verbraucherinnen und Verbraucher. „Unter Umständen erfahren Betroffene erst durch das Kündigungsschreiben ihres bisherigen Anbieters oder durch eine Lieferbestätigung des neuen Versorgers von dem untergeschobenen Vertrag“, sagt Zietlow-Zahl.

Erschlichene Unterschriften und fingierte Daten

Nicht nur im Zusammenhang mit der MaLo-ID ist Vorsicht geboten, auch eine Unterschrift sollte gut überlegt sein. Denn Energieverträge müssen in Textform abgeschlossen werden. Das bedeutet: Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten ein schriftliches Angebot, das sie ebenfalls schriftlich bestätigen müssen. „Im persönlichen Gespräch an der Haustür wird diese Bestätigung jedoch nicht immer transparent eingefordert“, erklärt der Experte. „Oft wird der Eindruck erweckt, es gehe lediglich um die Bestätigung des Erhalts von Informationsmaterial – tatsächlich handelt es sich aber um die Zustimmung zu einem Vertragsabschluss.“ Eine weitere Masche: Vertreter verwenden reale Namen, füllen aber die übrigen Angaben mit erfundenen Daten. „Dass sie fingiert sind, stellt leider kein echtes Hindernis da“, erklärt der Experte. „Denn während diese Informationen zwar für den Vertragsabschluss benötigt werden, sind sie für den Wechselprozess selbst nicht zwingend erforderlich.“

Tipps der Verbraucherzentrale

Grundsätzlich gilt bei Haustürbesuchen und Telefonwerbung: Keine persönlichen Daten herausgeben. Im Bereich der Stromverträge trifft das besonders auf die MaLo-ID zu. Wer unerwartet Post von einem Stromanbieter erhält, mit dem bisher kein Vertrag besteht, sollte den Inhalt sorgfältig prüfen – und auf jeden Fall reagieren. Am besten ist es, den Anbieter umgehend zu kontaktieren und einen Nachweis über den angeblichen Vertragsabschluss zu verlangen. Außerdem empfiehlt es sich, vorsorglich einen Widerruf zu erklären und den Vertrag anzufechten. Hierfür stellt die Verbraucherzentrale Niedersachsen auf ihrer Website einen kostenlosen Musterbrief bereit.

Bei Fragen hilft die Beratung der Verbraucherzentrale Niedersachsen – vor Ort, telefonisch und per Video: www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/beratung.

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