Karl-Heinrich Ulrichs und der „Uranismus“

Die Gedenktagsorganisatorinnen Leonie Siahatgar (links) und Anja Seidel (rechts) verlasen Auszüge aus der Biografie von Karl-Heinrich Ulrichs (1825-1862).
Foto: Georg Bosse

Am gestrigen Donnerstag, 28. August 2025, kamen auf Einladung von „Mosaik Burgdorf“ (Leonie Siahatgar & Anja Seidel) nur etwas mehr als ein Dutzend Interessierte an der Ehrentafel am Haus der Superintendentur zusammen, um Karl-Heinrich Ulrichs zu denken und seinen 200. Geburtstag zu feiern.

Angestoßen von Initiativen des Redakteurs des Evangelischen Pressedienstes (epd) Urs Mundt und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Burgdorf, Petra Pape, sollte diese Gedenkveranstaltung ursprünglich vom Verein „Burgdorf ist bunt“ organisiert werden. Da diesem Verbund jedoch die Kapazitäten fehlten, sprangen Leonie Siahatgar und Anja Seidel kurzfristig als „Mosaik Burgdorf“ in die Bresche. Das Duo war bereits an der Organisation des 2. Burgdorfer Christopher Street Days (CSD) im vergangenen Mai beteiligt.

„Wir sind eben gerne ehrenamtlich tätig und darüber hinaus spontan und flexibel“, erklärte Leonie Siahatgar. Die Resonanz auf die Ausrichtung dieses Ehrentags für Karl-Heinrich Ulrichs war allerdings sehr überschaubar.

Mit Unterstützung von Dr. Eberhard Rumpf gaben auf runden Stehtischen sechs gerahmte Textbausteine Auskunft über entscheidende Stationen in Ulrichs` Biografie. Dabei konnten die wenigen Anwesenden vom bunten Geburtstagskuchen kosten.

Der 1825 in Ostfriesland nahe Aurich geborene Karl-Heinrich Ulrichs war einer der ersten bekannten Vorkämpfer für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen. Der studierte Theologe und Jurist forschte und publizierte über gleichgeschlechtliche Liebe, die er „Uranismus“ nannte. Dieser veraltete Begriff für „männliche Homosexualität“ ist vom Beinamen „Urania“ der antiken griechischen Göttin Aphrodite abgeleitet, da sie ihr Vater „Uranos“ ohne eine Frau gezeugt haben soll.

1856 ließ sich Karl-Heinrich Ulrichs in Burgdorf als Anwalt nieder. Aber drei Jahre später erließ das Oberappellationsgericht Celle nach Ermittlungen ein Berufsverbot. Seinen Burgdorfer Wohnsitz am Spittaplatz 3 (Superintendentur) behielt Ulrichs bis 1862 bei. Und hier wurde für ihn 2016 eine Gedenktafel angebracht.

Karl Heinrich Ulrichs gilt als ein Pionier der Schwulenbewegung und „erster Schwuler der Weltgeschichte“. In Berlin wurde eine Straße nach ihm benannt und in Bremen ein Platz. Nach Vorstellungen der beiden Aktivistinnen sollte die Stadt Burgdorf diesen Vorbildern nachkommen und ebenfalls eine Straße nach Ulrichs benennen. Um diesem Vorschlag mehr Gewicht zu verleihen hatten sie eine Unterschriftenliste vorbereitet. Als einer der Ersten setzte SPD-Ratsherr Matthias Paul seinen Namenszug auf das Papier.

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