Stadt und Politik geraten bei Fördermittelanträgen aneinander: Kommt ein Kunstrasenplatz?

Anika Lilienthal, Dirk Bierkamp und Rolf Tameling (von links) bildeten eine Front für Anträge zur Sportmilliarde, standen aber weitestgehend alleine auf weiter Flur.
Foto: Bastian Kroll

Große Diskussion im Ausschuss für Schulen, Kultur und Sport der Stadt Burgdorf am gestrigen Montag, 1. Dezember 2025, im Ratssaal des Burgdorfer Schlosses über die Sportmilliarde des Bundes sowie damit förderbare Projekte in der Stadt Burgdorf. Der Ausschuss empfahl bei fünf Ja- und vier Nein-Stimmen, Fördermittel für einen Kunstrasenplatz zu beantragen.

Vorangegangen waren intensive Beratungen, aber auch ein Schlagabtausch von Dirk Bierkamp (WGS FreieBurgdorfer) wie auch Rolf Tameling (beratendes Mitglied der Sportvereine) und der Stadtverwaltung. Bei Kosten von rund einer Million Euro habe die Stadt nunmehr eine „einmalige Chance, hohe Summen als Förderung zu bekommen“, betonte Rolf Tameling. Zudem seien keine städtischen Mittel für den Bau eingeplant. „Darum kümmern wir uns als Vereine“, ließ er wissen.

Die Gemüter erhitzten sich dann an der Frage, welche Projekte für die Sportmilliarde in Betracht kommen würden. Die Stadtverwaltung nimmt den Standpunkt ein, dass schon konkrete Planungen vorliegen müssten, um ein Projekt anzumelden, und verwies auf die Möglichkeit, Anträge erst in der zweiten und dritten Tranche Anträge zu stellen. Rolf Tameling dagegen betonte: „Ich sage: Einreichen und es versuchen. Wenn wir die 75 Prozent Förderung bekommen, geht es weiter. Wenn es nur 40 Prozent sind, müssen wir schauen, wie wir das schultern“, so Tameling. Verwundert war er auch darüber, dass die Stadt nicht proaktiv die Vereine über die Möglichkeiten der Bezuschussung informiert habe. „Wenn es eine Information gab, bitte ich darum, den Verteiler mal zu prüfen, denn ich habe keine Info bekommen“, so Tameling.

Anika Lilienthal (FDP) unterstützte den Antrag. Es sei „besser als gar nichts zu machen“. Zumal gehe es im ersten Schritt zunächst nur darum, eine Kostenabschätzung abzugeben. Dirk Bierkamp, der noch viel mehr Projekte durch den Bund gefördert sehen will, unterstrich: „Vieles muss gemacht werden, nur werden wir es später, ohne Förderung, komplett mit Steuermitteln machen müssen.“ Als ehemaliger Sportspartenchef der TSV Burgdorf ließ er zudem wissen: „Wenn wir damals nach einem Antrag keine entsprechenden Fördergelder bekommen hatten, haben wir es auch nicht umgesetzt.“

Er konnte nicht verstehen, warum die Stadt derzeit kein Projekt ins Rennen schickt. „Wir wollen uns nicht von Fördergeldern treiben lassen und nicht etwas anschieben, nur weil es Geld gibt“, so der Erste Stadtrat Michael Kugel. Er sehe es kritisch, nun Aktionismus zu zeigen und Energie in etwas zu stecken, was vielleicht nie umgesetzt wird. Hiermit habe man in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen gemacht. „Viele Projekte sind einfach noch nicht so weit“, so der Erste Stadtrat. „Wir dürfen uns von den Fördermitteln nicht die Reihenfolge diktieren lassen“, erklärte er weiter.

Rolf Tameling machte eine einfache Rechnung auf: „Warum nicht statt nur für eine Halle gleich für zwei Hallen Anträge stellen, und wenn es gut läuft, bekommt man auch die 2. Halle gefördert und bekommt so zwei Hallen für den Preis einer halben.“ Dirk Bierkamp fügte hinzu: „Barsinghausen macht das so“. Klaus Köneke (CDU) stellte sich auf die Seite der Stadt. Es sei heute schon schwer, überhaupt einen Haushalt aufzustellen. Viele der Investitionen seien zudem freiwillige Ausgaben.

„Es wird eine Chance vertan für Burgdorf“, urteilte Dirk Bierkamp. Er würde sogar selbst mithelfen, wenn die Stadt bei den Anträgen Hilfe benötigen würde. „Mir ist schleierhaft, warum in vier Monaten nichts passiert ist.“ Am Ende stellte er gegenüber dem Ersten Stadtrat resigniert fest: „Ich sage einreichen und es versuchen, Sie sagen, es geht so nicht. Ok, egal.“

Der Antrag der Fraktion WGS FreieBurgdorfer wurde dennoch angenommen. In diesem heißt es: „Der Rat der Stadt Burgdorf beschließt: ‘Die Stadtverwaltung wird beauftragt, unverzüglich die Förderanträge für den Bau eines Kunstrasenplatzes auf einem hierfür geeigneten Gelände zu stellen.’“ Beim 1. FC Burgdorf wäre noch städtisches Gelände hierfür vorhanden, so Rolf Tameling. Auch könnten TSV, 1. FC und SV Sorgensen gemeinsam die Umsetzung forcieren. Aufgrund der Abhängigkeit von den Fördermitteln ist auch eine Umsetzung noch nicht konkret vorgesehen. Es kann also immer noch dazu kommen, dass das Projekt im Sande verläuft. Abschließend muss der Rat in der kommenden Woche in seiner Sitzung am Donnerstag darüber entscheiden.

Gegen den Antrag stimmten CDU und Grüne. Cord-Heinrich Schweer (CDU): „Man muss unterscheiden zwischen dem, was man möchte, und dem, was man sich leisten kann. Mir ist hier die Finanzierung nicht klar und ich halte es in dieser Größenordnung für nicht realisierbar. Es ist nicht so, dass wir gegen die Sportförderung sind oder es den Vereinen nicht gönnen. Es fehlt die Kohle“, so Schweer. „Da sind mir zu viele Fragezeichen“, ließ er am Ende der Diskussion wissen.

CDU und Grüne lehnten mit ihren Stimmen ebenso Anträge ab, entsprechende Förderanträge für einen neuen Hallenboden, Fenster, Türen und energetische Sanierung der Sporthalle an der Gudrun-Pausewang-Grundschule sowie für die Sporthallen Otze und Schillerslage zu stellen, was die Fraktion WGS FreieBurgorfer beantragt hatte. Abgelehnt wurde entsprechend auch der Antrag von Anika Lilienthal, die die Sanierung/den Neubau der Otzer Turnhalle mit in die Bundesförderung zur Sportstättenförderung aufnehmen lassen wollte. Neben der ablehnenden Haltung der CDU und Grünen wollten auch die Mitglieder der SPD in diesen beiden Fällen aufgrund vieler offener Fragen in der Planung den Beschluss nicht mitgehen und enthielten sich der Stimme. Vier Nein-Stimmen standen nur zwei Ja-Stimmen gegenüber. „Das ist vergebliche Liebesmüh“, ließ der Leiter der Gebäudewirtschaft, Stefan Breitmoser, vor der Abstimmung wissen. Michael Kugel erklärte den Standpunkt der Verwaltung im Fall der Sporthalle in Otze wiederholt: „Wir müssen die Schritte nacheinander gehen.“

Download als PDF

Nach oben scrollen